Letzte Woche hatte ich die große Freude zum ersten Mal die größte Schau zeitgenössischer Kunst besuchen zu dürfen. Und sagen wir es mal so: ausserhalb der 13. dOCUMENTA wäre ich sonst sicher niemals nach Kassel, der kleinen unscheinbaren Stadt im Herzen der Republik, gekommen.
Die Details des wirklich lohnenswerten Besuchs erspare ich Euch und gehe nur auf zwei Künstler ein, die zumindest für mich einen starken Bezug zum Kartoffelkombinat haben.
AND AND AND
Eine Gruppe von Künstlern aus aller Welt betreiben für die insgesamt hundert Tage unter dem Namen AND AND AND einen Kiosk in der Friedrichsaue, einem an das Stadtschloss Orangerie angrenzenden weitläufigen Park.
Dort werden frische Gemüse und leckere Gemüse-Snacks (Quiche, Teigtaschen, etc.) aus Solidarischer Landwirtschaft und von „normalen“ Biobetrieben feilgeboten. Daneben gibt es Milch und (Frucht)Buttermilch von der eigenorganisierten Molkerei Upland.
Im Gegensatz zu den betrachtbaren Kunstwerken oder den erlebbaren Installationen, ist die Versorgung von und durch AND AND AND selbst der künstlerische Teil, der sich darüber hinaus auf Picknicks, Diskussionsrunden, Volksküchen-Events und einen nicht-kapitalistischen Tee-Stand erstreckt. Unterstützt werden sie u.a. durch die Fakultäten der Uni Kassel und der Ökologischen Agrarwissenschaften in Witzenhausen.
Das Projekt selbst definiert für sich drei Horizonte:
- COMMON(S)
What is it that we are capable of sharing and can we construct a common space or a common time for thinking about common concerns? - REVOCATION
This term means to introduce critical relations to existing forms of thinking, working, acting, doing, and living. - NON-CAPITALIST LIFE
Why is it easier to imagine the destruction of the planet than an end to Capitalism? Can we explore together the potential for non-capitalist life? What does it look like, sound like, feel like, move like, taste like?
Solidarische Landiwrtschaft, öffentliche Räume die für Nutzgärten zur Verfügung stehen, saisonale und regionale Lebensmittel als Kunstform – der Laie wundert sich, der Fachmann staunt!
Claire Pentecost
Pentecost ist Professorin am Department of Photography an der School of the Art Institute of Chicago. Ihr Kunstwerk „When you step inside you see it is filled with seeds“ im so gennanten Ottoneum thematisiert Saatgut, den Verlust der Vielfalt, Kompost, Humus, Boden und warum das alles das älteste Wissen der Menscheit ist (hier ein kurzes Videostatement).
Kerngedanke den ich hier mitgenommen habe, ist die triviale Erkenntnis: Boden ist wertvoller als Gold.
Das Schöne an der documenta ist, dass sie politisch ist, bzw sogar politischer wird mit den Jahren auch wenn man ab und an suchen muss.