Wer kennt ihn nicht, den sonntäglichen Blick in den Kühlschrank, nachdem man samstags vergessen hat, einkaufen zu gehen. Man öffnet die Kühlschranktür und die Leere gähnt einem entgegen. Nichts drin außer Licht und Ketchup. Doch halt! In die hinterste Ecke ge- bzw. verdrängt steht noch ein Becher Joghurt. Fettarm, 200g. Juhu, Frühstück!
Der Magen schlägt schon Purzelbäume vor Glück. Reflexartig blickt man auf das Haltbarkeitsdatum und da folgt auch schon die Ernüchterung. Haltbar bis: vor 4 Tagen. Sofort malt sich das Gehirn Schreckensszenarien aus, in denen uns beim Öffnen des Joghurtbechers kleine grüne Schimmelmonster entgegenspringen und uns den Finger abbeißen. In seiner Panik überliest es das Wörtchen „mindestens“ und unser Überlebensinstinkt sorgt dafür, dass der Becher sofort im Müll landet.
Ein bisschen schlecht fühlt man sich danach schon, schließlich hat man gerade Essen weggeworfen. Über die Verwerflichkeit von Nahrungsmittelverschwendung ist man sich in Zeiten der allgegenwärtigen „Brot für die Welt“-Poster ja eh bewusst. Uns aber oft nicht bewusst ist, dass Verschwendung von Nahrungsmitteln nicht nur Verschwendung einer wertvollen Ressource ist, zu der nicht jeder ausreichend Zugang hat. Sie ist auch eine Verschwendung von Energie. Die vom Bundesverband Verbraucherinitiative e.V. im Januar 2012 ins Leben gerufenen Internetseite resterechner.de veranschaulicht, wie viel Energie für Herstellung und Transport, Lagerung und Verkauf eines bestimmten Lebensmittels benötigt wird – und rechnet diese nicht in abstrakte Kilowattstunden um, sondern in Einheiten wie „Musik hören“, „Aquarium betreiben“, „im Internet surfen“ oder „Hemden bügeln“.
Nebenbei zeigt der Rechner auch an, wie viel Geld mit dem weggeworfenen Lebensmittel in die Tonne wandert, aber das wird bei den erstaunlichen Ergebnissen des Energierechners fast zur Nebensache. Mit der Energie eines weggeworfenen Joghurts kann ein Praktikant seinem Chef zum Beispiel 16,20 Tassen Kaffee kochen. Und für einen in den Ausguss gekippten Liter Milch könnte man 66,9 Stunden lang fernsehen, sich also den Film „Milk“ 31,3 mal anschauen. Schockierende Ergebnisse, fand ich, und habe einen Link zum Resterechner an den Kühlschrank meiner WG gehängt. Seitdem habe ich nie wieder einen vollen Joghurtbecher im Mülleimer gesehen.
Auch in diesem Zusammenhang wieder empfehlenswert:
Der erste Blogbeitrag von Lisa für’s Kartoffelkombinat – danke Lisa!
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