Crailsheim, Montag 17:52 Uhr, Gleis 4.
Simon und ich sitzen in der Regionalbahn nach Hause und haben endlich Gelegenheit, die letzten 24h Revue passieren zu lassen. Es waren sehr intensive Stunden, mit vielen Menschen und noch mehr Gesprächen.
Anlass war das Frühjahrstreffen vom Netzwerk Solidarische Landwirtschaft, von dem wir über zwei Ecken erfahren hatten und über das wir im Vorfeld weder etwas wussten noch eine Ahnung hatten, was uns erwartet. Zusammengefasst handelt es sich um eine Initiative von CSA-Betrieben und/oder deren Mitgliedern und/oder Sympathisanten im weitesten Sinne. Erstaunt hat uns, dass von lediglich 20 existierenden deutschen CSA-Projekten nur eine Handvoll im Netzwerk organisiert sind und zumindest bei den anwesenden Projekten geht die Initiative fast ausschließlich von den jeweiligen Höfen aus – ist natürlich Ehrensache, dass wir jetzt Netzwerkmitglied sind 🙂
Um das englische Community Supported Agriculture in unsere Sprache zu überführen, wird hier der Begriff Solidarische Landwirtschaft verwendet, während die Österreicher Gemeinsame Landwirtschaft – GeLa – bevorzugen und sich mit ihrer Schreibeweise auch gleich noch die deutsche Diskussion der korrekten Schreibweise vom Hals halten: SoLaWi vs. SoLawi … c’est la vie.
Im Verlauf der Gespräche merkte man immer wieder, es fehlt eine konkrete Definition, was Solidarische Landwirtschaft ist und dass es für unseren Ansatz noch nichts Vergleichbares gibt (der allgemeinen Verwirrung zuträglich: am zweiten Tag geisterte dann auch noch der Begriff Soziale Landwirtschaft und deren inhaltliche Abgrenzung durchs Plenum).
Besonders dankbar sind wir für die durchweg positiven Reaktionen und interessierten Nachfragen zum Kartoffelkombinat. Wir freuen uns auf eine weitere wohlwollende und konstruktive Begleitung der tollen Menschen, die wir kennenlernen durften und sind mindestens so gespannt wie sie, was wir beim nächsten Treffen über die Fortschritte des Kartoffelkombinats berichten werden.
Eine unserer Schlussfolgerungen lautet: wir brauchen als Ergänzung zur Genossenschaft noch einen gemeinnützigen Verein, um Spenden entgegennehmen zu können. Der Verein, fungiert als Träger der Bildungsarbeit und wird sich um die Veranstaltungen, Seminare und Workshops kümmern. In der Genossenschaft bleiben die „harten“ Bereiche wie z.B. Anbau und Logistik.
Treffpunkt war der Tempelhof, den wir fälschlicherweise reflexartig nahe Berlin verortet hatten, der jedoch in Baden Württemberg bei Crailsheim liegt.
Laut Selbstbeschreibung haben „zwanzig Menschen aus vielfältigen Gesellschafts- und Glaubensrichtungen (…) drei Jahre lang intensiv an einer Vision vom gemeinsamen Leben gearbeitet und über eine ökologisch nachhaltige, sozial gerechte und sinnerfüllte menschliche Daseinsform nachgedacht. Mit dem Tempelhof wurde Anfang des Jahres 2010 das geeignete Objekt für die Umsetzung gefunden und die Projektgruppe erweiterte sich innerhalb kurzer Zeit auf eine Gemeinschaft von derzeit 65 Erwachsenen und 15 Kindern, die unsere Vision nun in die Wirklichkeit trägt.“ Somit konnten wir nicht nur die Gelegenheit nutzen, um das Kartoffelkombinat-Konzept mit erfahrenen CSA-Leuten zu besprechen sondern gleichzeitig auch noch ein faszinierendes Lebens-Gesellschafts-Modell live kennenlernen. War bestimmt nicht unser letzter Besuch an diesem … anderen … Ort.
Hier könnt Ihr mehr über das Gemeinschaftsdorf erfahren: www.schloss-tempelhof.de
Weitere Links
CSA-Projekte: www.entrup119.de, www.ochsenherz.at
ähnlich wie Tempelhof: www.schloss-blumenthal.de
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